Es sind nur noch ein paar Wochen bis zum Release von Vampire: The Masquerade – Swansong. Wir hatten schon vorab die Gelegenheit, das storylastige Vampir-Rollenspiel auszuprobieren. In einem umfangreichen Vorschau-Video zeigen wir euch, warum Swansong richtig spannend werden könnte – und warum ihr trotzdem kein neues Bloodlines erwarten solltet.
Vampire: The Masquerade ist zwar eine verdammt gute Rollenspielmarke, doch an den Videospielumsetzungen hapert’s bislang leider noch. Bloodlines, das unbestrittene Highlight, ist schon schlanke 18 Jahre alt und gilt heute – dank unzähliger Fanpatches – als Kultspiel. Der vielversprechende Nachfolger? Geht bei Paradox gerade durch die Entwicklungshölle. Das World-of-Darkness-MMO, das vor ein paar Jahren mit toller Grafik punkten wollte? Liegt schon lange in der Tonne von CCP. Darum richten sich nun alle Augen auf Vampire: The Masquerade – Swansong.
Das “narrative Rollenspiel” befindet sich derzeit bei Big Bad Wolf in Entwicklung, also das gleiche französische Team, das schon das ziemlich gelungene The Council abgeliefert hat. Swansong setzt auf ein ähnliches Konzept, legt also seine Schwerpunkte klar auf die Story und Entscheidungen, kombiniert das Ganze aber mit dem herrlich düsteren Vampire-Setting. Wie sich das spielt, konnten wir vor Kurzem selbst rausfinden: Bei einem digitalen Vorschau-Event konnten wir das komplette zweite Story-Kapitel spielen, unsere Eindrücke haben wir für euch in ein Vorschau-Video gepackt. Darin bekommt ihr einen Vorgeschmack auf die Inszenierung und auf das Gameplay, mit dem die Entwickler den Tiefgang eines Rollenspiels mit den Vorzügen moderner Adventures vereinen wollen.
Swansong spielt im heutigen Boston, wo gerade eine neue Prinzessin die Führung der Camarilla übernommen hat. Sie kontrolliert damit eine der einflussreichsten Vampirsekten in der Stadt und muss nun dafür sorgen, dass das Gesetz der “Maskerade” befolgt wird. Das ist im Grunde ein Verhaltenskodex, der dafür sorgt, dass Vampire unter den Menschen unerkannt bleiben. Doch genau diese Ordnung droht nun zu kippen, als mehrere Mitglieder der Camarilla angegriffen werden und neugierige Blicke auf sich ziehen. Darum schickt uns die Prinzessin los, damit wir den Fall schleunigst untersuchen. Und mit “wir” ist nicht ein einzelner Vampir gemeint: In Swansong spielt ihr abwechselnd gleich drei unterschiedliche Blutsauger.
Ihr spielt abwechselnd drei Vampire aus unterschiedlichen Clans. Quelle: Nacon
Wenn ihr ein Rollenspiel wie Vampire: Bloodlines erwartet habt, müssen wir euch enttäuschen: Swansong ist ein “narratives Rollenspiel”, das seine Schwerpunkte auf Story und Entscheidungen legt. Aktive Kämpfe wird es – soweit wir wissen – nicht geben. Wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, laufen diese als geskriptete Sequenz ab, in denen man zwischen Aktionen wählen oder Skills zum Einsatz bringen muss. (In unserem Vorschau-Video könnt ihr euch so eine Actionsequenz übrigens schon ansehen.)
Der Großteil des Spiels läuft aber wohl wesentlich ruhiger ab. In unserer Demo haben wir einen Tatort nach Hinweisen abgesucht, uns mit Zeugen und Polizisten unterhalten, Unterlagen gesammelt und ein paar gelungene Rätsel gelöst. Das fühlte sich im Grunde wie ein solides Adventure an. Unter der Haube tickt aber auch ein waschechtes Rollenspiel: Jede Spielfigur verfügt über verschiedene Fähigkeiten, die man mehrmals upgraden kann. Die nötigen Erfahrungspunkte erhält man durch erreichte Missionsziele oder wenn man bestimmte Situationen meistert. Zu den lernbaren Fähigkeiten (die teilweise auch durch Benutzung besser werden) zählen beispielsweise Hacken, Einschüchtern, Bildung oder Schlösser knacken. Um diese Fähigkeiten einzusetzen, verbraucht ihr Willenskraft-Punkte, die im HUD als blaue Anzeige eingeblendet werden. Talente und Willenskraft kommen auch in “Dialogkämpfen” zum Einsatz, in denen wir unser Gegenüber mit Argumenten schlagen müssen.
Vampire: The Masquerade – Swansong erscheint am 19. Mai 2022. Quelle: Nacon
Zusätzlich besitzen alle Vampire auch noch übersinnliche Skills, die über kleine Talentbäume ausgebaut werden. Galeb ist so beispielsweise in der Lage, Gesprächspartner oder Angreifer mit seiner schieren Präsenz ruhigzustellen. Der Einsatz von Vampirfähigkeiten verursacht allerdings Hunger, der im Spiel durch eine lilafarbene Anzeige dargestellt wird. Ist der Balken voll, drohen wir die Kontrolle über unseren Reißzahn zu verlieren. Darum wird es in späteren Kapiteln auch möglich sein, von bestimmten NPCs etwas Blut nachzutanken – oder das Opfer gleich ganz auszusaugen. Entscheidungen wie diese sollen große Auswirkungen haben, die man teilweise gleich, oft aber erst viel später erlebt. Das könnte richtig spannend werden!
Allerdings hat Vampire: The Masquerade – Swansong (jetzt kaufen 49,99 € ) auch ein Problem: Grafisch ist das Spiel nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Schauplätze sind zwar ordentlich gestaltet, aber gerade die Figuren mit ihren steifen Gesichtsanimationen können bei weitem nicht mit modernen AAA-Rollenspielen mithalten. Die düstere Stimmung kommt trotzdem gut rüber, dank ordentlicher englischer Sprecher und einer gelungenen Musikuntermalung.
Vampire: The Masquerade – Swansong wird am 19. Mai für PC, Xbox One und PS4 erscheinen. Später soll auch noch eine Switch-Umsetzung folgen. Die PC-Version erscheint zunächst exklusiv im Epic Store und kostet 50 Euro. Für einen Aufpreis gibt es auch eine Edition mit etwas Bonusmaterial dazu, alle Details findet ihr auf der offiziellen Website.
The Council, das letzte Spiel von Big Bad Wolf, haben wir einem Test unterzogen. Anders als der geistige Vorgänger setzt Vampire: Swansong allerdings nicht auf ein Episodenformat, ihr bekommt also gleich das komplette Spiel. Publisher Nacon hat letztes Jahr übrigens schon ein anderes Spiel mit der World-of-Darkness-Lizenz veröffentlicht: Werewolf: The Apocalypse – Earthblood, ein Mix aus Action- und Schleichspiel, der in unserem Test aber mit Schmackes auf die Nase fiel.