Jetzt 18 Grafikkarten im Test: Das jüngst erschienene MMORPG New World des Online-Riesen Amazon verzeichnet zum Launch große Spielerzahlen. Technisch basiert New World auf der Lumberyard-Engine, die wiederum der Cryengine entspringt. Doch was bedeutet das für die Hardware der Spieler? PCGH macht den Technik-Test.
Hinweis: Wir haben nun 18 Grafikkarten im Benchmark-Test von New World.
New World ist eine Neuinterpretation des klassischen MMORPGs. Der Publisher und Entwickler Amazon Game Studios nutzt ein sogenanntes Pay2Play-Bezahlmodell. Das heißt, Sie zahlen einmalig den Vollpreis des Titels (rund 40 Euro für die Standard- und rund 50 Euro für die Deluxe-Version), anschließend fallen keine weiteren Kosten an. Es sei denn, Sie kaufen die angebotenen Skins, Farben, Möbel für das Housing oder einige andere kosmetische Gegenstände im vorhandenen Store gegen Echtgeld – XP-Booster, Waffen-Packs, Lootboxen, Heldenfähigkeiten oder sonstige spiel- oder spielermanipulative Gegenstände gibt es hingegen nicht. Einige Services, darunter mehrfache Skill-Resets oder Server-Wechsel kosten ebenfalls Echtgeld. Amazon hat ob der gewaltigen Spieleranzahl allerdings bereits verkündet, Server-Wechsel zu einem späteren Zeitpunkt und für einen begrenzten Zeitraum kostenlos anzubieten, sodass Ersteinsteiger eine Welt mit kurzer Wartezeit wählen, das Tutorial abschließen und die ersten Levelstufen erkämpfen und sich darauf zu einem späteren Tag mit Freunden verabreden und einen gemeinsamen Server auswählen können. Ob diese Strategie aufgeht und die Wartezeiten auf ein erträgliches Maß bei New World drücken wird, muss sich allerdings noch offenbaren.
Amazon Games sicherte sich für die Entwicklung außerdem Unterstützung durch Double Helix Games zu, indem sie das Studio 2014 kurzerhand kauften. Der Entwickler ist unter anderem für Silent Hill Homecoming, das Remake des Konsolenklassikers Killer Instinct sowie das 2014er-Remake der ursprünglich 1989 für Arcade-Automaten erschienenen Strider-Reihe bekannt. Alte Hasen werden außerdem bei dem Namen Shiny Entertainment hellhörig, aus dem Double Helix zusammen in Fusion mit dem Studio The Collective hervorging. Die Entwickler nutzen Amazons Lumberyard-Engine, die unter anderem auch in Star Citizen zum Einsatz kommt und wiederum der 2015 von Amazon lizenzierten Cryengine entspringt. Die Lumberyard-Engine ist obendrein gerade in einer Übergangsphase und wird in Zukunft in der Open-Source-Engine Open 3D Engine (O3DE) aufgehen.
Bei Online-Rollenspielen ist ein Faktor elementar für den anhaltenden Erfolg und außerdem für die Performance wichtig: Die Spielerzahl. Schon die Closed Beta im Juli dieses Jahres hat große Spielerzahlen mit bis zu 200.000 verzeichnen können – einen ersten Technik-Eindruck samt Benchmarks von der Closed Beta finden Sie hier. Zum Tage des Spiele-Launches am 28.09. 2021, an dem auch wir mit unseren Tests begannen, vermeldet Steam um 18:00 Uhr knapp 670.000 Abenteurer, die sich gleichzeitig auf den Servern tummeln. Beziehungsweise in einer Warteschlange hängen, denn trotz Amazons gewaltigen Cloud-Kapazitäten und einer großen und stetig wachsenden Auswahl Welten ist die Server-Belastung durch den gewaltigen Spieleransturm sehr hoch. Online-Quenues von mehreren Hundert bis einigen Tausend in der Schlange ausharrenden Immer-Noch-Nichtspielern sind schon am frühen Nachmittag des Launchtages keine Seltenheit, gegen Abend nehmen die Spielerzahlen naturgemäß nochmals zu, allein der EU-Server in Frankfurt verzeichnet fast 180.000 Spieler, mehr als 400.000 weitere hängen dort in der Warteschlange – Käufer jedenfalls scheint New World reichlich gefunden zu haben.
Am Abend des Lauch-Tages ist der Andrang gewaltig. Allein auf dem EU-Server in Frankfurt tummeln sich knapp 180.000 Online-Abenteurer, 400.000 weitere hängen in den Warteschlangen. Wer spielen (oder auch benchen) will, muss viel Geduld mitbringen.
Spieler- und Serverstatistiken sowie durchschnittliche Wartezeiten finden Sie hier: https://newworldstatus.com/ Quelle: newworldstatus.com Am Vormittag des 29. September gegen 11:00 Uhr kamen wir mit all unseren Accounts und auf verschiedenen Servern noch ohne langes Ausharren in der Warteschlange aus. Mit fortschreitender Tageszeit nahmen die Wartezeiten zu, anfangs hielt sich das Schlangestehen mit einer zweistelligen Anzahl Wartender noch in halbwegs verträglichem Rahmen. Am Nachmittag messen die Schlangen jedoch wieder mehrere Hundert harrende Online-Abenteurer. In den Abendstunden des zweiten Tages sind viele Warteschlangen wieder vierstellig, Hunderttausende Spieler warten teils mehrere Stunden. Um den Ansturm Herr zu werden, eröffnet Amazon zusätzliche Welten. Am dritten Tag nach der Veröffentlichung stehen Spielern deutlich mehr Kapazitäten offen, wollen wir hoffen, dass dies die Wartezeiten lindert – damit Käufer des Spiels tatsächlich auch in den Genuss des Spielens kommen. Und damit wir unsere Benchmarks abschließen können
New World vermischt klassisches MMORPG-Gameplay mit einem Action-Kampfsystem sowie modernen Sandbox-Anleihen. Wie gehabt ziehen Sie von Questgeber zu Questgeber, erfüllen Laufboten-, Jagd- und Sammelaufträge oder erlegen Monster in Dungeons und Höhlen. Die Dialoge mit den NPCs bieten hier und dort einige optionale Lore-Inhalte und sind voll vertont, auch die deutsche Synchronisation ist gelungen. Nebenbei klauben Sie Ressourcen auf, fällen Bäume, klopfen Steine oder sammeln Kräuter und Nahrungsmittel, um daraus Ausrüstung, Heilmittel oder etwa Möbel und Baumittel für das Housing zu beschaffen. Eine wirkliche Basenbau-Mechanik wie in vielen Sandbox-Titeln gibt es in New World nicht (mehr), das Feature wurde entfernt, nachdem es sich in der Alpha als unpraktikabel erwiesen hatte. Stattdessen können Sie jedoch mit Ihrer Gilde (im Spiel Kompanie genannt) einen der festen Bauplätze kaufen oder erobern und dort eine vorgefertigte Siedlung aufbauen – und diese nach und nach aufrüsten und ausschmücken, um diverse Buffs und Boni zu erhalten. Es gibt sogar ein Wirtschafts- und Finanzsystem sowie politische Posten und Entscheidungen für die Bewohner einer Siedlung respektive deren Gründer. Sie können als einzelner Spieler auch ein Haus kaufen und ausstaffieren.
Das Setting von New World ist passenderweise an die Entdeckerjahre des 16. und 17. Jahrhunderts angelehnt und mischt dieses noch relativ unverbrauchte Szenario mit einer tüchtigen Portion Dark Fantasy (ähnlich wie Greedfall). Zu Beginn des Spiels erstellen Sie im nicht allzu komplexen Editor Ihren Charakter und begeben sich per Schiff auf die weite Reise zum mysteriösen Kontinent Aeternum, den kaum jemand findet und von dem noch weniger zurückkehren. Auf Aeternum herrscht die unheimliche Kraft der Verderbnis, mit der Sie in der Haut Ihres Protagonisten zu Beginn des Spiels in Form Ihrer untoten ehemaligen Kameraden konfrontiert werden und deren Mysterium Sie lösen sollen. Derweil erforschen Sie die lauschigen Wälder und Wiesen des neuen Kontinents, besuchen zusammen mit anderen Spielern Städte oder durchsuchen bröckelnde Ruinen und finstere Gewölbe nach Reichtum und Ruhm.
New World – Die neue MMORPG-Hoffnung im Technik-Test mit GPU- und CPU-Benchmarks Quelle: PC Games Hardware
Für ein Online-Rollenspiel ist die Grafik von New World sehr hübsch. Insbesondere die Beleuchtung samt der schick und vielfarbig mit dem Lighting interagierenden volumetrischen Effekte schaffen einige sehr stimmungsvolle Szenarien. Die Entwickler verstehen es zudem oft geschickt, besonders eindrückliche Ausblicke so zu präsentieren, dass sich dem Spieler pittoreske Postkartenansichten über die lauschige und vielfarbige Fantasy-Welt bieten. Der Detailgrad ist gemessen an der MMORPG-Konkurrenz – die allerdings oft schon einige Jahre auf dem Buckel hat – ebenfalls angenehm hoch, verglichen etwa mit The Elder Scrolls Online ist der Polygongrad deutlich höher, die Vegetation dichter sowie aufwendiger ausgeleuchtet und verschattet, die Texturdarstellung aufwendiger und hochauflösender. ESO erschien indes bereits 2014, die Gegenüberstellung ist also nicht direkt fair. Dem Vergleich mit aktuellen, grafisch aufwendigen Einzelspieler- oder Mehrspielertiteln mit deutlich geringerer Spielerzahl hält die Optik von New World allerdings nur schwerlich Stand.
Neben der schicken Beleuchtung samt dem simulierten Bounce-Light (Global Illumination) gefallen außerdem einige der Effekte und Partikel-Spielereien, unter anderem Wasseroberflächen werden von recht fein aufgelösten, nett anzusehenden Screen-Space-Reflections geschmückt, die etwa an Stränden viel zur Atmosphäre beitragen. Raytracing würde die damit einhergehenden Probleme (siehe folgender Bildvergleich) effektiv beseitigen und könnte die Optik somit auf ein neues Level heben. Die per SSDO (Screen Space Directional Occlusion) dargestellte Umgebungsverdeckung trägt kräftig auf und verschattet obendrein die Parallax Maps der Texturen sehr auffällig. Durch das Parallax Mapping erhalten die Texturen beziehungsweise die Objekte, welche durch die Pixeltapeten verkleidet werden, einen zusätzlichen Eindruck von Tiefe. Parallax Mapping ist etwas günstiger zu berechnen als etwa per Tessellation dargestelltes Displacement Mapping, die Technik benötigt allerdings eine gewisse Menge zusätzlichen Grafikspeicher. Ein etwaiger Ansatzpunkt, falls Sie unter Rucklern oder sichtbarem Nachladen bei den Texturen leiden, denn gemessen an der Optik ist New World kein Speicherkostverächter.
Die temporale Kantenglättung ist ebenfalls nicht dem aktuellen Standard gewachsen. Im Stand glättet sie befriedigend, auch feinere Elemente wie Vegetation werden recht wirksam geglättet. Doch in Bewegung neigen insbesondere feine und kontraststarke Objekte zu lästigem Pixelflimmern, darunter das Gras, glänzende Specular Maps der Texturen und Elemente wie Zäune oder Bretterkonstruktionen. Besonders betroffen sind jedoch die Bäume und einige andere Formen von Vegetation, die in mittlerer Distanz bereits ein verringertes Level-of-Detail anzeigen und deren Texturen aus diesem Grund bereits recht grob ausfallen. Die Texturen, das Dithering beim LoD-Wechsel sowie der oft hohe Kontrast zwischen verschattetem Blattwerk und Himmel sorgen trotz TAA-Glättung für reichlich Unruhe bei Bewegung. Das TAA sowie einige andere Postprocessing-Effekte zeichnen die Optik obendrein relativ weich, richtig knackig wird New World erst ab hohen Aufösungen und bestenfalls mit einer Prise Supersampling (etwa via Custom Resolution oder DSR/VSR).
Wie viele Online-Rollenspiele belastet New World die CPU stark, insbesondere in dicht bevölkerten Gebieten. Gerade zum Launch tummelt sich eine Vielzahl Spieler bei den anfänglichen Questgebern, in Anfänger-Dungeons und den ersten Siedlungen, zu welchen Sie das Spiel zu Beginn geleitet und die wichtige Elemente, etwa Shops und Werkbänke für das Crafting bieten. Selbst mit High-End-Hardware gerät man in Dörfern und Städten ins CPU-Limit. Diese hohe Last auf der CPU dürfte sich allerdings ein wenig senken, sobald der erste, große Ansturm vorüber, die Spielerzahl sich durch Migration und die verbliebenen Abenteurer sich ein wenig in der jeweiligen Welt verlaufen haben. Trotzdem: Die CPU-Anforderungen in belebten Gebieten sind sehr hoch und es ist gerade in diesem Zusammenhang ärgerlich, dass Amazon Games entgegen der offiziellen Systemanforderungen kein Direct X 12, sondern die veraltete Direct-X-11-Schnittstelle nutzt. Die neue API könnte zumindest einige der aktuell die Performance einschränkenden Umstände verbessern. Wir würden DX12-Hardware allerdings empfehlen, es ist zumindest nicht abzusehen, dass New World im Verlauf der Monate und Jahre nicht noch einen DX12-Pfad erhalten könnte. Gehofft hatten wir allerdings, dass dies schon zum Launch des Spieles geschehen möge. Abenteuern Sie draußen auf weiter Flur oder im lauschigen Wald, so sinkt die CPU-Last dramatisch ab, die GPU wird deutlich stärker belastet, die Bildraten schnellen teils drastisch nach oben.
Das Optionsmenü ist recht reichhaltig und bietet eine Handvoll Detailsettings, darunter Einstellungen für Schatten, Terrain-Details, Texturen und die grafisch anspruchsvolle volumetrische Beleuchtung. Wenn Sie nicht an Schaltern und Reglern herumprobieren oder die Grafik einfach auf das Maximum setzen wollen, können Sie zudem die vier vorgefertigten Presets nutzen, welche allerdings nur die jeweiligen Detailregler auf die entsprechende Stufe setzten. Eine Gewichtung je nach Anspruch der Effekte und Details findet nicht statt, sprich: Mit händisch für Ihre Hardware und Ansprüche optimierten Settings erhalten Sie höchstwahrscheinlich ein besseres Optik/Performance-Verhältnis. Ein Framelimit kann ebenfalls zugeschaltet werden oder aber Sie lassen den Bildraten freien Lauf, zumindest so weit sie ob der CPU-Anforderungen zu laufen vermögen. Sie können obendrein eine dyamische Auflösungsskalierung zuschalten (es wäre sinnvoll, in diesem Fall ein Framelimit zu nutzen), diese Option ist seit der Closed Beta neu hinzugekommen. Ebenso die Bildratenbegrenzung im Menü, die damals eingeführt wurde, um unnötig hohe Hardware-Belastung zu vermeiden. Kurios: Mit einer Nvidia werden die Bildraten im Menü (und auch beim Einsatz des 60-Fps-Locks) auf 62,5 Fps oder 16,0 ms beschränkt, mit einer AMD sind es genau 60,0 beziehungsweise 16,7 ms. Auch das 30-Fps-Lock divergiert je nach GPU-Hersteller, mit Radeon sind es abermals genau 30 Fps, mit Geforce 36 Fps.
Es stehen eine Fülle weiterer Optionen bereit, darunter dedizierte Einstellungen für (Twitch-)Streamer, die Text-und-Audio-Sprache kann vom Hauptmenü aus ohne Neustart gewechselt werden, falls Sie einmal eine andere Synchronisation ausprobieren oder etwa wissen möchten, wie von Dämonen besessene auf Französisch klingen. Leider lassen sich Sprache, Untertitel und Menü-Text nicht gesondert wählen, also etwa nicht englische Sprachausgabe mit deutschen Texten und Untertiteln kombinieren, was den Sinn von Untertiteln zumindest zum Teil und für die gut hörende Bevölkerung etwas untergräbt. Es ist natürlich im Sinne Hörgeschädigter sehr positiv, dass Untertitel angeboten werden. Ebenfalls hervorzuheben: New World bietet eine ganze Bandbreite Filter zur Unterstützung von Farbenblinden. Neben der weitverbreiteten Rot-Grün-Schwäche (sowohl Deuteranopie als auch Deuteranomalie) stehen außerdem Filter für Achroma-, Prot- und Tritanopie/anomalie bereit. Wenn Sie einen vollen Überblick wünschen, wir haben das Menü mit allen wichtigen Einstellungen für Sie im oberen Klickvergleich festgehalten. Wie sich die einzelnen Grafik-Presets auf die Optik auswirken, sehen Sie in folgendem Bildvergleich.