Was entsteht, wenn man Kartenspiel und Horror mischt? Ein blutiger Cocktail, geschüttelt, nicht gerührt, und voller düsterer Geschichten. Damit wirbt Inscryption, welches wir in diesem Test mal genauer unter die Lupe nehmen.
Wir wachen auf in einem dunklen Raum. Die Tür ist abgeschlossen. In der Mitte des Raumes ein Tisch, auf diesem ein Kartenspielfeld. Von unserem Gegenspieler sehen wir nicht mehr als helle, wahnsinnig wirkende Augen. Er fordert uns zu einem Spiel auf Leben und Tod heraus.
Diesen Anfang von Inscryption, einem Horror-Indie-Game, werden Spieler dieses Rogue-like-Deckbuilding-Spektakels sehr wahrscheinlich häufiger erleben. Denn schließlich wird man, ganz genretypisch, nach jedem Game Over an den Star zurückgesetzt und muss sein Glück und seine Strategie erneut unter Beweis stellen.
Doch mit jedem neuen Versuch sollt ihr mehr über euren Gegner herausfinden und so Schritt für Schritt die Rätsel lösen, welche euch zur Flucht aus dem gruseligen Raum verhelfen sollen.
Ob dieses System gameplaytechnisch etwas taugt und inwiefern die Story in diesem Spiel relevant ist, lest ihr in diesem Test.
Auch wenn Kartenspiele meist der Renner auf jedem Familienspieleabend sind, handelt es sich bei Inscryption um ein ganz besonderes Kartenerlebnis, welches vor allem starke Nerven und die ein oder andere graue Zelle voraussetzt. Denn für die Rätsel ist teilweise gutes Kombinieren erforderlich und einige Gameplay- und Story-Elemente sind mal mehr, mal weniger verstörend.
Ihr schlüpft am Anfang selbst in die Rolle des Protagonisten, der in der einsamen Waldhütte des alten Leshy festsitzt und versuchen muss zu entkommen. Und zwar indem er Kartenduelle gegen ihn gewinnt und die Rätsel löst, die in dem dunklen Raum versteckt sind.
Dabei sind selbst Mittel wie Diebstahl und Selbstverstümmelung nötig, um sich entscheidende Vorteile zu verschaffen, die ein Duell zu den eigenen Gunsten entscheiden können.
Das alles läuft aus der First-Person-Perspektive ab, was den Spieler noch mehr das Gefühl geben soll, persönlich in dieser verzwickten Lage zu stecken.
Auf dieser Landkarte bewegt ihr euch außerhalb der Kartenduelle. Dabei gibt es oft mehrere Pfade zu wählen. Quelle: PC Games Der Hauptfokus des Gameplays liegt in Inscryption auf den Kartenspielrunden. Diese sind mal recht leicht, mal aber auch wirklich herausfordernd. Das Zusammenstellen eines guten Decks sowie das Ergrübeln komplexer Strategien sind dabei essenziell, um aus allen Duellen als Sieger hervorzugehen und somit den eigenen Tod zu verhindern.
Die Kartendecks bestehen hauptsächlich aus verschiedenen Tieren, hauptsächlich Waldbewohner, welche wiederum in verschiedene Klassen eingeteilt werden. Wie in vielen Kartengames, wie zum Beispiel Hearthstone, üblich, besitzt jedes Tier einen Angriffs- und einen Verteidigungswert, die die jeweilige Stärke bestimmen.
Zudem haben bestimmte Karten noch sogenannte Siegel, also Zusatzfähigkeiten, die sie beispielsweise vor Treffern schützen oder gegnerische Karten schwächer machen. Von diesen Siegeln gibt es sehr viele verschiedene, was umfangreiche und komplexe Taktiken ermöglicht.
Events wie diese Zusammenkunft am Lagerfeuer ermöglichen es euch, eure Karten zu verbessern. Quelle: PC Games Neben Angriff und Verteidigung gibt es noch andere Werte, die bei der Erstellung eines Decks berücksichtigt werden müssen, und zwar Blut und Knochen. Das klingt im ersten Moment wie ein schlechter Songtitel, dahinter stecken aber die Ressourcen, die man zum Setzen von Kreaturen benötigt. Für stärkere Tiere braucht ihr nämlich mehr davon als für schwächere.
Knochen bekommt ihr für jede eigene Karte, die während des Duells besiegt wird. An Blut hingegen gelangt ihr nur, wenn ihr eure eigenen Tiere kaltblütig opfert, um damit das Beschwören einer stärkeren Kreatur zu ermöglichen. Moral und Tierliebe sind hier also eindeutig fehl am Platz.
Außerhalb der Kartenduelle bewegt ihr euch mit einer kleinen Spielfigur auf einer Landkarte. Dabei müsst ihr immer wieder zwischen verschiedenen Abzweigungen wählen, könnt an Schreinen eure Karten verstärken und trefft auf düstere Gestalten, die euch mal mehr, mal weniger wohlgesonnen sind.
Durch die Möglichkeit, Karten zu verbessern und das Deck aufzurüsten, wird allerdings der Schwierigkeitsgrad etwas umgedreht: bei fortgeschrittener Spieldauer und mit mehr und besseren Karten wird es zunehmend einfacher, die Duelle zugewinnen.
Wann immer ihr euch auf der Landkarte befindet, habt ihr die Möglichkeit, diese zu schließen und euch in Leshys Waldhütte umzusehen. Der Raum erinnert dabei sehr an einen Escape-Room. Ihr müsst verschiedene Rätsel lösen, um beispielsweise an gute Karten zu gelangen und langsam dem Geheimnis hinter dem alten Mann und seiner Hütte auf die Schliche zu kommen.
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