Icarus ist das neue Suvival-Spiel des DayZ-Machers Dean Hall. Innerhalb kürzester Zeit eroberte es die Steam Charts. Doch gelingt es dem Spiel mit seinem innovativen, Session-basierten System zu überzeugen? Erfahrt es in unserem Test plus Video!
Survival-Spiele gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Doch in den letzten Wochen hat ein neuer Stern am Firmament die Steam-Charts im Sturm erobert. Icarus ist der neueste Streich des DayZ-Machers Dean Hall.
Dabei nutzt er ein einzigartiges Session-basiertes Spielprinzip. Doch gelingt es den Erfolg des Zombiespiels DayZ zu reproduzieren, oder wird sich Icarus an der Sonne verbrennen und in das Meer der Bedeutungslosigkeit hinabstürzen?
Der Planet Wolf 1061ca ist gerade einmal vier Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Dabei gleicht er auf den ersten Blick stark unserer eigenen Erde. Es ist also kein Wunder, dass versucht wird, ihn zu besiedeln.
Doch wie so oft sind die Menschen zu gierig. Ein Terraforming-Projekt läuft aus dem Ruder und verwandelt den Planeten in eine Giftkugel. Der nun tote Himmelskörper erhält den Namen Icarus.
Nur eine kleine Gruppe waghalsiger Erzsucher wagt sich regelmäßig auf die Oberfläche und bringt exotische Materialien zurück zur Orbitalstation. Eigentlich klingt es so, als würde viel Potenzial in dieser Geschichte stecken, leider spielt sie aber maximal eine Nebenrolle.
Immerhin, die Atmosphäre passt und als Gerüst fürs Gameplay langt die Erzählung schon. Und Gameplay steht dann auch wesentlich mehr im Mittelpunkt.
Das Kampfsystem ist vor allem auf kritischen Treffern aufgebaut. Die passende Trefferzone zu erwischen, ist dabei gar nicht so leicht. Quelle: PC Games Icarus ist ein Hardcore-Survival-Spiel und das vermittelt es uns von Anfang an. Nachdem uns unsere Raumkapsel auf der Oberfläche abgesetzt hat, folgen wir zunächst dem genretypischen Jäger-und-Sammler-Prinzip.
Doch als wir den ersten Baum fällen wollen, knallt uns dieser auf den Kopf und wir rennen erstmal mit einer saftigen Prellung durch die Gegend. Kurz darauf stoßen wir auf den ersten Wolf, der uns direkt in Stücke reißt. Spätestens jetzt ist klar: Icarus meint das mit dem Survival echt ernst.
Eine andere Sache, die gleich zu Beginn auffällt, ist die leider miserable deutsche Übersetzung. Teilweise fehlt sie auch komplett. An anderen Stellen hat man einfach wörtlich übersetzt. So wird beim Schleichen das englische Wort “hidden” mit “Verstohlenheit” übersetzt und im Menü das Wort “Escape” mit “Flüchten”.
Das ist sehr schade. Wenn ihr der englischen Sprache nicht mächtig seid, werdet ihr vermutlich früher oder später Probleme bekommen.
Nach den ersten Verständnisschwierigkeiten finden wir uns in einer Art Tutorial wieder. Das fällt sehr rudimentär aus und erklärt nur die nötigsten Grundlagen. Durch die fehlerhafte Übersetzung und teils knappen Erklärungen wissen wir manchmal nicht, wofür manche Gegenstände gut sind. Das kann wichtige Forschungspunkte kosten, die wir mit jedem Levelaufstieg bekommen.
Ein Nachschlagewerk zu Spielmechaniken gibt es nicht. Nachdem man diesen ersten Schock verdaut hat, merkt man, dass Icarus aber doch auch seine guten Seiten.
Die Karte ist rudimentär gehalten und muss in jeder Mission neu von uns entdeckt werden. Quelle: PC Games Und das, obwohl es ganz schön fies zu uns ist. Das Spiel versucht, uns auf alle möglichen Art und Weisen zu töten. Das beginnt bei der giftigen Atmosphäre und endet bei den wildgewordenen Wolfsrudeln noch lange nicht.
Dazu kommen Debuffs, die uns ordentlich zu schaffen machen. Wenn uns zum Beispiel ein Wolf angreift, besteht die Chance, dass er uns permanente Wunden zufügt. Die sorgen dafür, dass wir eine stark verminderte Regeneration haben.
Beim Basenbau haben wir es simpel gehalten. Wie auch alles andere in Icarus verschwindet sie und muss in der nächsten Mission neu gebaut werden. Quelle: PC Games Diese Wunden müssen wir dann mit einer Mullbinde verarzten, um den Effekt loszuwerden. Doch es gibt auch temporäre Effekte, die uns das Leben schwermachen. Dazu zählen zum Beispiel Parasiten beim Trinken von unreinem Wasser. Gemäß dem Prinzip “learning by dying” macht die schmerzhafte Erfahrung uns aber immer kompetenter.
Jedoch gibt es auch positive Buffs. Mit Lebensmitteln können wir unsere eigenen Fähigkeiten verbessern. Wir erhalten dabei andere Boni, je nachdem, was wir essen. Eine ausgewogene Ernährung ist also auch in Icarus sehr wichtig.
Mit Erreichen des Midgames geht es dann so langsam bergauf. Der vielseitige Talentbaum und das Freischalten besserer Werkzeuge und Waffen machen es uns leichter, in der brutalen Wildnis zu überleben.
Achtung! Raubtiere können, genauso wie Unwetter, Strukturen in Icarus zerstören. Daher sollte man immer auf der Hut vor ungebetenen Gästen sein. Quelle: PC Games Icarus macht einiges anders als andere Genre-Vertreter. Denn das Spiel ist wie eingangs erwähnt Session-basiert. Was heißt das? In zahlreichen Missionen erledigen wir verschiedene Aufgaben. Dabei erforschen wir den Planeten und sammeln exotische Materialien. Jede Mission hat dabei ein Zeitlimit. Das umfasst allerdings mehrere Echtzeit-Tage und ist somit sehr gütig gesetzt.
Gar nicht gütig: Nach jeder Mission müssen wir komplett von vorne beginnen. Nach dem erfolgreichen Abschluss kehren wir auf die Orbitalstation zurück und erhalten etwas Geld als Belohnung.
Allerdings verlieren wir dabei eben alle Gegenstände, die wir bei uns tragen.
Zwar können wir mit den erhaltenen Geld Gegenstände kaufen, die uns erhalten bleiben. Jedoch wird das erst im späteren Spielverlauf wirklich relevant.
Ansonsten bleibt nur unser Level erhalten. Dieses System kann zu Beginn wirklich frustrierend sein. Zwar werden wir mit der Zeit routinierter und erarbeiten uns schneller den Fortschritt aus der vorherigen Mission. Dennoch dauert es aber besonders bei der Herstellung komplexer Werkzeuge einfach ewig, den Fortschritt aus der letzten Mission zu reproduzieren.
Dieses Session-basierte System bringt weitere Probleme mit sich. Der Basenbau ist nur noch Mittel zum Zweck. Unterschlupf brauchen wir nur zum Schlafen und um dort diverse Werkzeuge zu platzieren. Eine wirkliche Bindung zu unserem Zuhause oder gar die Lust, sie möglichst schön zu gestalten, haben wir nicht. Denn am Ende des Tages wird auch sie vom Planeten verschwinden und muss bei unserer nächsten Landung neu gebaut werden.
All diese Probleme werden verstärkt, wenn wir uns im Singleplayer in unserer Rettungskapsel ins Abenteuer stürzen. Denn, obwohl sich die Entwickler auf die Fahne schreiben, dass man Icarus supergut alleine spielen kann, sieht die Realität anders aus.
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