Playstation-Chef Jim Ryan hat neulich angekündigt, dass er die Zukunft der Videospielbranche nicht in Spiele-Abos sieht, sondern in Live-Service-Games, die jahrelang mit kostenpflichtigen DLCs ihre Spieler auf Playstation 5 & Co. unterhalten sollen. Analog zum Vorgehen bei Videospielen sollen auch Autobesitzer künftig, nachdem Fahrzeugkauf, einzelne Funktionen kostenpflichtig buchen beziehungsweise kaufen können. Neben Tesla ist BMW einer der Vorreiter, wenn es um den Verkauf von Add-ons geht. So lässt sich bei einigen BMW-Modellen mit BMW Operating System 7 seit dem Baujahr 2018 etwa der Fernlichtassistent kostenpflichtig für 150 Euro kaufen. Audi geht nun einen Schritt weiter und verbaut im Einstiegselektroauto Q4 E-Tron eine Klimaanlagen-Taste, die – in manchen Ländern – ohne Funktion ist.
Ein Besitzer aus Dänemark staunte nicht schlecht, als er auf die Sync-Taste in seinem Audi Q4 E-Tron drückte und danach eine Fehlermeldung auf dem Infotainmentbildschirm zu sehen war. Hierbei teilt ihm das MMI-System mit, dass diese Funktion nicht gekauft wurde. Mit der Sync-Taste lassen sich die Klimaeinstellungen zwischen verschiedenen Zonen – beispielsweise Fahrer- und Beifahrerseite – synchron schalten. In Dänemark offeriert Audi als Basisausstattung nur eine Klimaautomatik mit einer Zone. Wenn man die Klimatisierung mit drei Zonen samt funktionierender Sync-Taste haben möchte, muss man 5.114 Kronen, also etwa 690 Euro extra zahlen. Noch ist unklar, wann der Besitzer die Freischaltung on-demand kaufen kann, das Infotainmentsystem ist aber bereits auf das nachträgliche Buchen von Features ausgelegt. Bisher bietet zwar auch Audi ausgewählte Functions on Demand an, etwa eine Navi-Funktion oder den DAB-Radio-Tuner. Bislang beschränkt sich das aber auf Funktionen rund um das Radio-/Navigationssystem sowie auf Licht-Funktionen und den Parkassistenten im E-Tron. Neu ist, dass eine Taste ohne Funktion in jedem neuen Q4 verbaut wird und man dieses Feature nachträglich freischalten kann.
Perspektivisch möchte nicht nur Audi durch den Verkauf von Add-ons auch nachdem Autokauf Geld verdienen. Bereits heute gibt es schon erste Modelle, in denen die Hersteller versuchen, Funktionen nachträglich zu verkaufen. Wer beispielsweise bei der Elektro-S-Klasse Mercedes EQS eine Hinterachslenkung haben will, muss im Abo 849 Euro pro Jahr zahlen. Zwar verbauen die Schwaben in jedem EQS eine Hinterachslenkung, doch kann diese die Hinterräder nur um 2,5 Grad entgegen der Fahrtrichtung drehen. Wer dagegen die vollen zehn Grad Lenkwinkel haben will, muss zahlen. Immerhin offeriert Mercedes die Hinterachslenkung auch direkt ab Werk für rund 1.550 Euro extra und bietet so die Option, diese dauerhaft nutzen zu können. Nur falls der Erstbesitzer dieses Extra nicht gekauft hat, muss man zum Abo greifen. Gerade die Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz sehen in DLCs eine Einnahmequelle, um ihren Gewinn pro Fahrzeug zu steigern. Schließlich werden – wie das jüngste Beispiel Audi Q4 E-Tron zeigt – die Neuwagen bereits kostengünstig mit möglichst vielen Features produziert, die aber teilweise erst, nachdem Kauf gegen Gebühr freigeschaltet werden können. Lesen Sie auf der nächsten Seite, was die Vorteile für Kunden und Autohersteller sind und welche Nachteile DLCs in Autos haben.