Babylon’s Fall ist ein absoluter Flop. Die User-Base ist ähnlich niedrig wie bei anderen Live-Service-Desastern wie Marvel’s Avengers. Aber wird das Spiel zurecht gescholten? Oder könnte sich das Online-Hack&Slay mit Rollenspiel-Elementen doch für einige Spielerinnen und Spieler lohnen?
Als 2018 Babylon’s Fall erstmals angekündigt wurde, war die Vorfreude groß. Platinum Games-Gameplay in Partnerschaft mit Square Enix klang und klingt eigentlich nach einer guten Basis, um ein gelungenes Videospiel auf die Beine zu stellen. Inzwischen sind vier Jahre ins Land gegangen und aus Optimismus wurde mit der Zeit eher Zynismus.
Ein Live-Service-Game wollte Babylon’s Fall auf einmal sein, die Spielerschaft über sehr lange Zeit motivieren, damit diese immer am Ball bleibt. Mikrotransaktionen, tägliche Boni, Multiplayer-Fokus, die komplette Palette unbeliebter Entscheidungen wurde getroffen. Genauso, wie bei Marvel’s Avengers, ebenfalls herausgebracht von Square Enix. Die User-Base ist klein, die Reputation ähnlich schlecht wie bei beim Marvel-Beispiel. Ist das neue Platinum-Spiel also wirklich eine absolute Katastrophe, oder gibt es für manche vielleicht einen Grund, Babylon’s Fall zumindest eine Chance zu geben? Babylon’s Fall (jetzt kaufen 52,49 € ) ist ein Live-Service-Multiplayer-Hack-n-Slay mit Rollenspielelementen. Heißt konkret Folgendes: Ihr schließt Quests ab, werdet mit Loot belohnt, kauft unter Umständen mit Echtgeld kosmetische Gegenstände und das Gleiche wieder von vorn. Die Quests selbst bestehen dabei aus dem stückweisen Abarbeiten von Gegnern.
Das Gameplay ist solide, jedoch absolut keine Offenbarung. Babylon’s Fall nutzt seine zahlreichen Möglichkeiten in der Kampagne nie wirklich aus, um ein interessantes Spielerlebnis zu kreieren. Das Potenzial wäre sicherlich vorhanden. Quelle: PC Games Dieses Abarbeiten geht nach einer kurzen Eingewöhnungszeit solide von der Hand, stellt aber nichts Besonderes dar. Euch stehen zwei normale Angriffe zur Verfügung, sowie zwei Knöpfe für Spezialattacken. Diese sind an eine Art Mana-Meter gebunden und können dementsprechend nicht immer verwendet werden. Der Balken lädt sich langsam mit der Zeit auf, Items benötigt man hierzu also nicht.
Jeder Button erhält dabei eine eigene Waffe. Das bedeutet, dass man als Spielerin oder Spieler vier Waffen gleichzeitig trägt. Manche Angriffe könnt ihr zudem Aufladen, um mehr Schaden zu verursachen. Ein netter Kniff, welcher sich auch durchaus mächtig anfühlt. Auf das Gameplay haben die verschiedenen Schwerter, Bögen, Hämmer, Schilde oder Runenstäbe allerdings nicht wirklich einen Einfluss.
Schwierig sind die Kämpfe keineswegs. Höchstens werden sie ein wenig nervig, sobald Ihr die Übersicht verliert. Doch insgesamt ist Babylon’s Fall kein besonders komplexes oder anspruchsvolles Spiel Quelle: PC Games Viel Hirnschmalz müsst ihr beim Spielen nicht anwenden. Im Endeffekt läuft das Gameplay auf Button-Smashing mit immer wieder gleich getaktetem Ausweichen hinaus. Kleine Abwandlungen wie Kämpfen unter Wasser machen die Erfahrung nicht spannender oder abwechslungsreicher. Mit der Zeit erhaltet ihr neben den Spezialangriffen auch kleine Attacken, wie etwa das Heranziehen an einen Gegner. Diese Attacken sind klassenspezifisch und stellen das einzige Element im Spiel dar, an welchem ihr einen Unterschied zwischen den drei Klassen feststellen könnt. Diese drei Klassen lauten Huysier, Agavier und Geleilon.
Außerhalb der Quests könnt ihr euch nach einer gewissen Zeit auch Waffen craften oder euren Gideon-Sarg aufmotzen. Letzterer spielt eine zentrale Rolle in der Handlung und stellt die narrative Grundlage für die Spezialangriffe dar. Auch diese Optionen sind in der Theorie ein nette Idee, zeigen in der Praxis aber keine wirklichen Auswirkungen auf das Spiel.
Mit der Zeit erhaltet ihr immer stärkere Waffen und Rüstungsgegenstände, welche euer Stärkelevel anheben. Jede Quest besitzt dabei eine empfohlene Stärke, an welcher ihr euch orientieren könnt. In unserer Erfahrung mussten wir uns bis zu den letzten zwei Quests der Kampagne nie aktiv damit auseinandersetzen, welche Rüstung oder Waffen wir an Bord haben. Hauptsache, die Zahl wird größer. Keine Strategie, keine Planung, keine Überlegungen.
Das somit solide, aber relativ stumpfe Spielerlebnis geht mit einer Kompanie von bis zu drei anderen Spielerinnen oder Spielern deutlich einfacher und flotter voran als alleine. Wer nicht gerne alleine spielt, braucht allerdings ziemlich viel Geduld. Level dauern alleine teilweise relativ lange und ziehen sich dementsprechend wie ein Kaugummi. Es gilt, zahlreiche Abschnitte zu bewältigen, welche uns die immer gleichen Widersacher zum Fraß vorwerfen. Große Kreativität gibt es beim Gegner-Design also nicht. Die Verhaltensmuster sind ebenfalls von Level zu Level sehr ähnlich und verstärken die Monotonie des Spiels enorm. Eine wirkliche Herausforderung ist das Spiel dabei sehr selten.
Wird Babylon’s Fall mal schwer, dann entweder durch eine unübersichtliche Flut an Gegnern am Ende der Kampagne oder durch die miserable Kamera. Diese ist trotz teils größerer Areale absolut unhandlich, ebenso wie das Anvisieren der Gegner. Kombiniert mit einem mehr als unübersichtlichem User-Interface verliert man schnell den Überblick. Visuelle Effekte hier, zigtausend verschiedene Zahlen da, nutzlose Lichteffekte am Fließband, absolut unübersichtlich für Einzelspieler.Mit zwei oder mehr Kameradinnen oder Kameraden wird das Spiel allerdings noch absurder.
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